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Objektgruppe Keramik

Altniederländische Fayence

Der Brudermord – „Kain erschlägt Abel”

FO: Große Bäckerstraße 26
Fayenceteller mit blauer Pinselbemalung
Dm. 23 cm,
Niederlande, 2. Hälfte 17. Jahrhundert

Im Spiegel des Tellers sind Kain und Abel zu sehen. Kain erschlägt seinen Bruder mit des „Esels Kinnbacken”. Im Hintergrund stehen zwei Altäre mit Opferfeuern; Abels Feuer lodert in den Himmel, während Kains Opferfeuer niedergedrückt wird.

Altniederländische Fayence: Kain erschlägt Abel
Kain erschlägt Abel

Der Teller mit der Darstellung des Brudermordes gehört in die Gruppe der niederländischen Fayencen. Im Gegensatz zur Warenart der „Altniederländischen Majolika” hat dieses Stück auf beiden Seiten eine zinnhaltige, opake Glasur. Zudem zeigen kleine Glasurabrisse auf der Unterseite eine andere Herstellungstechnik. Während die „Altniederländische Majolika” immer im offenen Feuer stand und die Gefäße mit dreifüßigen Stapelhilfen getrennt waren, ist dieser Fayenceteller in einer Muffel, einer Tonröhre, gebrannt worden. Dies kann man leicht an Hand der Glasurabrisse feststellen. Die „Altniederländische Majolika” besitzt immer auf ihrer Schauseite diese Abrisse. Bei der eigentlichen Fayence stammen die kleinen Abrisse auf der Unterseite von kleinen Tonstäbchen, mit deren Hilfe die Teller in den Röhren gestapelt wurden. Dafür besaßen die Muffeln drei Reihen von dreieckigen Löchern. Durch diese Löcher wurde jeweils ein Tonstäbchen geschoben und auf diese drei Stäbchen dann der Teller gesetzt.

Die Technik der Bemalung und die Motivwahl datieren den Teller in die Zeit zwischen 1650 und 1730. Gerade religiöse Darstellungen sind in dieser Zeit beliebt. Im Museum für das Fürstentum Lüneburg werden noch weitere Teller mit religiösen Darstellungen aufbewahrt, so auch ein
Teller mit der Jakobsleiter. Es wurden jedoch auch politische Aussagen mit dem Geschirr getroffen. Die Darstellung eines Mannes in Barockkleidung mit der Bezeichnung „PWD3” zeigt Prinz Wilhelm den Dritten von Oranien, einen Verfechter des protestantischen Glaubens. Seine Frau darf natürlich nicht fehlen. Eine Frauendarstellung mit der Bezeichnung PGMA lässt sich als PrinzGemahlin Maria identifizieren.

Altniederländische Fayence: Prinz Wilhelm III u. Maria von Oranien
Maria II (1662–1694), die protestantische Tochter des späteren englischen Königs Jacob II. 1677 Eheschließung mit Wilhelm III von Oranien, Statthalter der Niederlande (1650–1702).

Ein solcher Teller an der Wand oder auf der Tafel demonstrierte die politisch-religiöse Meinung des Besitzers.

Autor: Marc Kühlborn; in: Denkmalpflege in Lüneburg 2002, 10-11.

Literatur