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Objektgruppe Glas

Varia

2 Lampen, Fragmente

2 Lampen
FO: Lüneburg, Glockenhof (Kloake 4)
Deutschland, 16./17. Jh.

links: hellgrünes Glas, getrübt, massiver Boden mit Abriss des Hefteisens, trichterförmige Wandung,
H max. 5,28 cm; Ø Boden 2,3 cm; Gd. 1,8 mm

rechts: hellgrünes Glas, stellenweise korrodiert,
gewölbter Boden mit Abriss der Glasmacherpfeife, trichterförmige Wandung, 2fach aufgelegte und gekerbte Fadenauflage am Übergang zum schalenförmigen Oberteil,
H max. 8,8 cm; Ø Boden 4,9 cm; Gd. 1,2 mm

Gläserne Lampen sind im archäologischen Fundmaterial des Mittelalters und der frühen Neuzeit in erster Linie durch deren massive Unterteile zu identifizieren. Die Standflächen der zumeist trichterförmigen Gläser sind so klein, dass sie nicht von selbst stehen konnten und folglich gehalten oder aufgehängt werden mussten. Als Hängelampen waren gläserne Öllampen bereits seit der Antike in Gebrauch, sowohl im Mittelmeerraum als auch nördlich der Alpen. Zahlreich sind die bildlichen Hinweise auf eine Verwendung trichterförmiger Gläser als Lampen seit der karolingischen Zeit bis in das 17. Jahrhundert. Diese Abbildungen belegen, dass die Glaslampen einzeln oder zu mehreren in Metallhalterungen eingehängt wurden. Ebenfalls durch Bildquellen belegt ist das Halten der brennenden Lampen in der Hand. So gibt es eine Reihe von Darstellungen der Parabel von den klugen und törichten Jungfrauen, die Glaslampen als mobile Leuchten zeigen. Um das Glas vor dem Zerspringen zu bewahren, wurde sein unteres Ende mit Wasser gefüllt, damit der im Lampenöl herunterbrennende Docht erlosch. Wie vereinzelte archäologische Funde belegen, wurde der Docht mit einem metallenen Dochthalter in der Mitte des Glases gehalten. Bei manchen vermeintlichen Glaslampen, auch wenn sie größtenteils erhalten oder rekonstruierbar sind, muss eine eindeutige Zuweisung als Lampe jedoch offen bleiben. Dies betrifft eine Reihe kleinerer Exemplare, die ebenso als Sonderformen im medizinisch-alchimistischen Zusammenhang Verwendung gefunden haben können oder als Vogeltränken zu interpretieren sind. So kann für das kleine Exemplar eine Nutzung als Lampe lediglich angenommen werden.

Autor: Peter Steppuhn; in: Glaskultur in Niedersachsen, 2003, 15 u. 176 f. (gekürzt)