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Objektgruppe Glas

Zierflaschen

Neben den reinen Gebrauchsflaschen sind ebenso aufwändiger gestaltete Zierflaschen für den Tisch bekannt. Dazu gehören eine mehrpassige Flasche des 17. Jahrhunderts und eine dünnwandige Rippenflaschen mit der gleichen bzw. etwas früheren Zeitstellung (Vgl. Rippenflasche). Ein farbloses Stück mit Netzmuster und blauen Fäden (s.u.) zeigt, dass Flaschen auch auf dem festlich gedeckten Tisch ihren Platz haben konnten.

10passige Flasche

FO: Lüneburg, Glockenhof (Kloake 4)
blaues Glas, geklebt,
H 12,2 cm; Ø 6,2 cm; Gd. 0,3 mm
Deutschland, 17. Jh.

10passige Flasche
Gewölbter Boden. Hauchdünne Wandung mit 10 Pässen, die bis zum Schulteransatz reichen. Kurzer Hals. Leicht ausbiegende, geweitete und verdickte Lippe.

Mehrpassige Flaschen wurden durch Einblasen in eine Form hergestellt. Glasflaschen mit zumeist 8 bis 10 Pässen waren im 17. Jahrhundert vor allem in Thüringen sehr beliebt, im 18. Jahrhundert auch in Tirol. Sie sind etwa zeitgleich mit vierkantigen Flaschen und tragen wie diese oftmals einen Zinn-Schraubverschluss. Auch die Flasche vom Glockenhof hat einen solchen Verschluss gehabt, wie kleine korrodierte Reste an der Lippe zeigen. Auffällig an der Flasche ist die außerordentliche Dünnwandigkeit, wodurch der Inhalt gut zur Geltung kam.

Flasche mit Netzmuster, Fragment

FO: Lüneburg, An der Münze 4-6 (Kloake)
farbloses, sehr blasiges Glas, kobaltblaue Fadenauflagen,
H max. 11,7 cm; Ø Lippe 4,1 cm; Gd. 0,7 mm
Niederlande oder Venedig, 17. Jh.

Flasche mit Netzmuster
Schulter- und Halspartie einer ovalen Flasche mit optisch geblasenem Netzdekor. Auf der Schulter gegenständig zwei blaue Fäden als Tropfen aufgelegt, zu je einer Schlaufe geformt und nach unten weitergeführt. Hals angesetzt. Geweitete Lippe mit spiralig gewickeltem blauem Randfaden.

Das optisch geblasene Netzmuster begegnet seit Ende des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert auf vielen Glasgefäßformen. Es fand in den Niederlanden, Frankreich, Süddeutschland und Italien Verwendung bei Fußbechern und Schalen.

Autor: Peter Steppuhn; in: Glaskultur in Niedersachsen, 2003, 164 f. u. 167 (gekürzt)